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Kindsmisshandlungen als Folge der kapitalistischen Leistungsgesellschaft

 

Wie das "Tagblatt" am 26. Januar 2023 berichtet, sind im letzten Jahr am Universitätskinderspital Zürich 647 Verdachtsfälle von Kindsmisshandlungen gemeldet worden. Das sind 22 mehr als 2021. Gemäss Kinderspital steigt das Risiko für eine Misshandlung, je mehr Stress in einer Familie vorhanden ist.

Meistens enden solche Zeitungsmeldungen genau dort, wo sie eigentlich erst so richtig anfangen müssten. Einfach zu sagen, Stress führe zu Gewalt, genügt nicht. Viel entscheidender ist die Frage, woher denn dieser Stress kommen könnte. Nun, Stress kann unterschiedliche Ursachen haben. Er kann zum Beispiel entstehen, wenn die sozialen Verhältnisse sehr angespannt sind, wenige materielle Mittel zur Verfügung stehen, Familien von Armut betroffen sind und vom täglichen Überlebenskampf in Daueranspruch genommen werden. Auch enge Wohnverhältnisse, zu wenig Platz für natürliche Bewegungsbedürfnisse können Stress bewirken. Ein überaus starker Stressfaktor kann auch in der Situation einer über längere Zeit anhaltenden Arbeitslosigkeit begründet sein. Stress auslösend ist auch die Kehrseite davon: der Zwang, gleich mehrere Jobs parallel zueinander bewältigen zu müssen, da einer allein nicht ausreicht, um die minimalen Lebensbedürfnisse zu befriedigen. Ein weiterer wichtiger Faktor sind der Zeitdruck und die Konkurrenzsituation, der die Menschen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind, unabhängig davon, ob es um gut oder schlecht bezahlte Jobs geht.

Wie und auf welche Weise auch immer: Stress ist ein wesentliches Merkmal der kapitalistischen Arbeitswelt und ihrer mannigfachen Auswirkungen. In der Hierarchie derer, die davon profitieren, und derer, die darunter leiden, sind ganz unten die Kinder das schwächste Glied in der Kette, jener Gewalt, die an vielen anderen Orten in das System eindringt und von ihm weiter verstärkt wird, schutzlos ausgeliefert. Misshandelte Kinder zu behandeln, betroffene Eltern aufzuklären, Informationskampagnen zu lancieren, alles gut und recht, doch dies alles ist reine Symptombekämpfung, so lange nicht an das Grundübel, die kapitalistische Leistungsgesellschaft mit ihrem immer höheren Tempo, den laufend zunehmenden Erwartungen an die Menschen und der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich radikal herangegangen wird. 

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