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Es werden Posts vom Oktober, 2021 angezeigt.

Frauensession in Bern: zu früh um zu feiern...

  Frauensession in Bern. Auf den 246 Stühlen, wo sonst die gewählten Parlamentärinnen und Parlamentarier sitzen, haben 246 Frauen Platz genommen. Die Frauen feiern. Sie singen, klatschen, jubeln, freuen sich über die erkämpften Fortschritte in der Sozial- und Gleichstellungspolitik und schauen voller Tatendrang in die Zukunft. "Ich bin überwältigt", sagt Sophie Ackermann, die Geschäftsführerin des schweizerischen Dachverbands Alliance F, "Sie können sich nicht vorstellen, wie schön dieser Anblick ist." Ob so viel Euphorie seien ein paar kritische Gedanken erlaubt. Ja, die Frauen in der Schweiz haben in den 50 Jahren seit der Einführung des Frauenstimmrechts politisch viel erreicht. Doch die erkämpften Erfolge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir allen diesen Erfolgen zum Trotz nach wie vor in einer durch und durch kapitalistischen Klassengesellschaft leben, an deren Grundstrukturen auch das Vordringen der Frauen in immer mehr Machtbereiche nicht grundsätzli

Mythos Bildung - der falsche Weg

  Eine Anzeige des Hilfswerks Caritas in meiner Tageszeitung: Einem afrikanischen Fischer mit Wollkappe wird folgendes Zitat in den Mund gelegt: "Meine Kinder werden nicht mehr Fischer sein." Der Leser und die Leserin wird aufgerufen, zu diesem Zweck eine Geldspende zu leisten und so "das Richtige zu tun". Doch ist es tatsächlich das "Richtige"? Ist Bildung, wie es so schön heisst, tatsächlich der Weg aus der Armut? Schaut man sich nur jene Menschen an, die tatsächlich den Aufstieg vom Fischer zum Dorflehrer oder gar zum Universitätsdozenten schaffen, dann mag dies ja möglicherweise zutreffen. Und doch geht die Rechnung nicht auf. Denn wenn alle Fischer eines Tages Dorflehrer oder gar Universitätsdozenten sind, dann gibt es niemanden mehr, der Fische fängt. Wenn alle Frauen, die jetzt Äcker und Felder bearbeiten, Krankenschwestern oder Ärztinnen sind, dann gibt es niemanden mehr, der die Äcker und die Felder bearbeitet. Und wenn alle Männer, die jetzt H

Und was, wenn uns der Strom eines Tages ausgeht?

  Elektromobile boomen schon fast so wie E-Bikes. Flugzeuge sollen zukünftig mit Wasserstoff angetrieben werden, zu dessen Aufbereitung eine Unmenge an Elektrizität benötigt wird. Rechenzentren für die Bewältigung der wachsenden Flut digitaler Daten verschlingen so viel Strom wie ganze Grossstädte. Die Palette untereinander vernetzter und vom Smartphone gesteuerter Haushaltsgeräte wächst und wächst. Alles in allem, so die Prognose des Elektrokonzerns Axpo, wird der Strombedarf in der Schweiz bis zum Jahr 2050 um 35 Prozent ansteigen. So ist es nicht verwunderlich, dass ein unlängst veröffentlichter Bericht des Bundes warnt, die Sicherheit der schweizerischen Stromversorgung könnte schon in wenigen Jahren nicht mehr garantiert sein. Als mögliche Massnahme schlägt der Bund vor, im Schnellverfahren Gaskraftwerke zu bauen, um der Gefahr einer Strommangellage vorzubeugen. Und die Axpo schlägt vor, die bisherigen Kernkraftwerke erst nach 60 Jahren abzuschalten, während Economiesuisse-Präside

Jugendidealismus und Realpolitik zwischen Traum und Wirklichkeit

  Wenn sich in diesen Tagen in Deutschland die SPD, die Grünen und die FDP auf den Weg zu Koalitionsverhandlungen im gegenseitigen Ringen um zukünftigen Einfluss und Führungspositionen begeben, dann ist dies nicht nur die Auseinandersetzung zwischen den Führungsgremien jener drei Parteien, die in den Bundestagswahlen am erfolgreichsten abgeschnitten haben. Es ist zugleich die Auseinandersetzung zwischen dem, was man als "Träume" und "Idealismus" und dem, was man als "Wirklichkeit" und "Realpolitik" bezeichnen könnte. Ist nämlich die jüngere Generation - angefangen von der Klimabewegung bis zu den Jungen Grünen und den Juso - voller Tatendrang, voller Ungeduld, voller Visionen von einer gerechten und lebenswerten Zukunft, so sind eben solche Ungeduld und solche Visionen bei der "älteren" Generation nur höchst selten anzutreffen. Es ist der ewig gleiche Konflikt zwischen dem "vernünftigen" Erwachsenen und dem "ungestümen&qu

Nestlé-Chef Mark Schneider: "Hier tut sich etwas Gewaltiges"

  Wie Nestlé-Chef Mark Schneider in einem Interview mit dem "Tagesanzeiger" vom 18. Oktober 2021 berichtet, gibt es heute bei den Vitaminen in den USA bereits personalisierte Angebote: Die Kundinnen und Kunden füllen einen umfangreichen Fragebogen aus und bekommen dann Beutelchen mit den Vitaminen, die auf sie abgestimmt sind. Ganz generell werde die Personalisierung von Nahrung zukünftig eine immer grössere Rolle spielen, da zum Beispiel jemand, der verengte Herzkrankgefässe habe, auf keinen Fall rotes Fleisch essen sollte, oder jemand, der einen Eisenmangel habe, unbedingt eisenhaltige Nahrung zu sich nehmen sollte. Schneider schwebt sogar eine Smartwatch vor, die durch die Haut lesen kann, um wichtige medizinische Daten permanent zu überprüfen. Doch nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Haustieren nimmt die Personalisierung der Nahrung laufend an Bedeutung zu. So verfüge Nestlé bereits heute über ein Tierfutter-Start-up, das Hundebesitzern Nahrung nach Hause schickt, di

"Squid Game" - eine ins Tödliche übersteigerte Form des Ultrakapitalismus

  111 Millionen Haushalte hat die Netflix-Serie "Squid Game" bereits erreicht, so die "NZZ am Sonntag" vom 17. Oktober 2021. In "Squid Game" kämpfen Menschen, die von der Leistungsgesellschaft ausgeschieden wurden, ums nackte Überleben, getrieben von der Hoffnung, ein gigantisches Preisgeld zu gewinnen, um damit wieder in die Gesellschaft zurückzukehren - wenn sie das nicht schaffen, werden sie kaltschnäuzig hingerichtet. Doch trotz aller Brutalität ist im Film nie Blut zu sehen - die Zuschauerinnen und Zuschauer erleben gleichsam "steriles" Töten und sollen offensichtlich nicht auf den Gedanken kommen, es könnte etwas Leidvolles und Schmerzliches sein. "Squid Game", so der Filmwissenschafter Marcus Steinegger, "ist eine ins Tödliche übersteigerte Form des Ultrakapitalismus, wie wir ihn in unserer Gesellschaft erleben: In der heutigen Berufswelt müssen wir alle Top of the Game sein, an der Spitze stehen. Wenn wir das nicht schaffen

Roger Köppel und das "Recht auf Hass im Internet"

  Unter dem Titel "Hass, ein Plädoyer" schreibt SVP-Nationalrat Roger Köppel in der "Weltwoche" vom 12. Oktober 2021: "Es vergeht kaum eine Woche, in der Zeitungen oder Politiker nicht die Abschaffung des Hasses im Internet fordern. Ich dagegen fordere Fairness für den Hass. Ich plädiere fürs Hassen. Denn die Hassrede ist genauso Teil des freien demokratischen Gesprächs wie die Liebeserklärung. Doch die Hass-Verbieter und Hans-Bekämpfer möchten, dass es nur noch Liebeserklärungen gibt. Ich wage die Behauptung: Dieses Unterfangen wird scheitern. Wer hasst, sagt aus tiefster Seele nein. Das dürfen wir uns von niemandem verbieten lassen. Es darf kein Hassverbot geben. Im Gegenteil, wir sollten die Leute ermutigen, ihren Hass auf den sozialen Medien auszuleben. Das ist besser, als wenn sie zum Küchenmesser greifen oder sich eine Pistole oder ein automatisches Gewehr kaufen." Herrschte bislang weitgehend der Konsens, dass Hass im Internet etwas Verwerfliches se

In meiner Stadt ist etwas los: Der ganz normale tägliche Wahnsinn

  In meiner Stadt ist etwas los. Als wären sie über Nacht eingeflogen und plötzlich standen sie da: Vier in den Himmel ragende Bauvisiere haben eines der Geschäftshäuser an der Bahnhofstrasse förmlich in die Zange genommen. Geschätztes Volumen des ausgesteckten Neubaus: etwa das Doppelte des bisherigen Gebäudes, alle jetzt noch vorhandenen Gehbereiche und Grünflächen aufgeschluckt, jeder Quadratmillimeter dem renditesüchtigen Kapital unterworfen. Ich kann es immer noch nicht glauben: Ein Gebäude, das wahrscheinlich gut und gerne auch noch die nächsten hundert Jahre überstehen würde, mit guter Bausubstanz und einer gefälligen Architektur mit terrassenförmig abgestuften Wohngeschossen auf den obersten Etagen, soll tatsächlich dem Erdboden gleichgemacht werden? Wo jetzt Menschen ihre Einkäufe tätigen, andere ihrer Arbeit nachgehen und es sich wieder andere in ihren Wohnungen gemütlich gemacht haben - von all dem soll nichts anderes übrig bleiben als ein riesiger Schutthaufen, der mit eine

Gesundheitswesen: Der Markt regle alles zum Besten? Schön wäre es...

  Martin Pfister, Gesundheitsdirektor des Kantons Zug, scheint an der Pflegeinitiative des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner, über die am 28. November 2021 abgestimmt wird, keine Freude zu haben. In der Tagesschau des Schweizer Fernsehens vom 12. Oktober 2021 sagte er: "Wenn man Bundesvorgaben machen würde für die Löhne, dann glauben wir nicht, dass hier eine deutliche Verbesserung erzielt werden könnte." Noch widersprüchlicher und fadenscheiniger geht's nun wirklich nicht. Wer, wenn nicht der Bund, soll denn faire Löhne durchsetzen, nachdem seit Jahrzehnten alle bisherigen Anstrengungen, Bemühungen und Initiativen auf betrieblicher und kantonaler Ebene nichts gefruchtet haben? Wer, wenn nicht der Bund, sollte garantieren, dass das Gesundheitssystem endlich zu einer Institution wird, die nicht nur um das Wohl der Patientinnen und Patienten besorgt ist, sondern ebenso um das Wohl des Pflegepersonals? Wer, wenn nicht der Bund, sollte dafür s

Wirtschaftsnobelpreis in kapitalistisch-patriarchalem Mainstream

  Der Wirtschaftsnobelpreis 2021 geht an die drei in den USA forschenden Ökonomen David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens. Card erhält den Preis für seine "empirischen Beiträge zur Arbeitsökonomie", die beiden anderen für ihre "methodischen Beiträge zur Analyse von Kausalzusammenhängen". Drei Männer, aber keine Frau. Alle in den USA tätig. Bloss ein Zufall? Wohl kaum. Der Kapitalismus und das Patriarchat feiern sich einmal mehr wieder selber. Wetten, dass sich die Forschungstätigkeit der drei Preisträger schön brav im kapitalistischen Mainstream bewegt, der Titel ihrer Arbeiten lässt wohl kaum etwas anderes erwarten. Dabei ist der Kapitalismus doch, wenn wir ehrlich sind, angesichts aller von ihm verursachten sozialen, ökonomischen und ökologischen Zerstörungen definitiv ein Auslaufmodell und nichts wäre daher in der heutigen Zeit so dringend wie die Entwicklung eines alternativen Wirtschaftsmodells, welches Mensch und Natur wieder in Einklang bringt, alle Forme

Damit bloss nicht die Ordnung der Reichen gestört wird...

  Ich habe Brot gekauft und die Bäckerin bedankt sich bei mir freundlich für das bezahlte Geld - aber müsste nicht eigentlich ich mich bei ihr für das Brot bedanken, das sie früh am Morgen, als ich noch schlief, gebacken hatte? Und müsste nicht eigentlich die Kundin sich bei der Friseuse für die schöne neue Frisur bedanken und nicht die Friseuse für das bezahlte Geld? Und müssten nicht eigentlich die Gäste im Restaurant sich bei der Kellnerin für das gute Essen und die freundliche Bedienung bedanken und nicht die Kellnerin für das winzige Trinkgeld, das, zusammen mit ihrem Lohn, dennoch kaum zum Leben reicht? Ein altes alevitisches Sprichwort sagt: "Den Armen wird Dankbarkeit entgegengebracht, damit die Ordnung der Reichen nicht gestört wird." So ist es. Wer über das nötige Geld verfügt, kann jede beliebige Dienstleistung in Anspruch nehmen, andere für sich arbeiten lassen und am Ende, wenn er seinen Geldbeutel zückt, erst noch das Gefühl haben, besonders grosszügig zu sei

Arme und Reiche, Arbeitende und Besitzende: Wer profitiert von wem?

  "Die Reichen", so Mitte-Ständerätin Andrea Gmür in der "Arena" des Schweizer Fernsehens vom 9. Oktober 2021 zum Thema Steuerpolitik, "finanzieren zu einem grossen Teil den Sozialstaat. Umverteilung darf nicht überstrapaziert werden." Diese Aussage von Andrea Gmür zeigt, dass eine Behauptung nicht bloss deshalb wahrer wird, wenn man sie bis zum Geht-nicht-mehr wiederholt. Nein, liebe Andrea Gmür, nicht die Reichen finanzieren den Sozialstaat, sondern die Arbeitenden finanzieren die Besitzenden. Das lässt sich einfach erklären: Der Reichtum der Reichen entspringt, auf was für verschlungenen und unsichtbaren Wegen auch immer, letztlich nichts anderem als dem Blut, dem Schweiss und den Tränen all jener Menschen, die täglich schwerste Arbeit verrichten und dennoch viel weniger verdienen, als ihre Arbeit eigentlich Wert wäre. Die Früchte dieser Arbeit finden sich wieder in Unternehmensgewinnen, Dividenden, Erbschaften, Wohnungsmieten und in allen weiteren Form

Digitalisierung um jeden Preis - mit unabsehbaren Folgen...

  Ob "linke", "rechte" oder "grüne" Parteien, ob die USA, Europa, Russland oder China: Bei nichts herrscht so grosse Einmütigkeit, so viel Übereinstimmung wie beim Ziel, die Digitalisierung voranzutreiben. Vollends absurd wird diese Forderung, wenn gleichzeitig der Kampf gegen den Klimawandel als vorrangiges Ziel genannt wird, ist die Digitalisierung doch einer der grössten Klimakiller. Dazu ein paar Zahlen, entnommen der "Wochenzeitung" vom 7. Oktober 2021: Die globale Digitalisierung verbraucht soviel Wasser, Rohstoffe und Energie, dass ihr ökologischer Fussabdruck dreimal so gross ist wie der von Ländern wie Frankreich oder Grossbritannien. Die digitalen Technologien benötigen inzwischen einen Zehntel des weltweit erzeugten Stroms und sind für fast vier Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses verantwortlich - knapp doppelt so viel wie der weltweite zivile Luftverkehr! Für die Herstellung eines PCs, der zwei Kilo wiegt, braucht es 22 Kilo Chemika

"Lohnteilen" - Modell für die zukünftige Arbeitswelt?

  Auslöserin des Projekts "Lohnteilen" war die Coronakrise - so berichtet die "Wochenzeitung" vom 7. Oktober 2021. "Lohnteilen" geht auf eine Initiative von vier Schülerinnen aus Bern zurück. Die Idee ist einfach: Wer kann, gibt von seinem Lohn, wer aufgrund von Corona in eine finanzielle Notsituation geraten ist, bekommt etwas. Erstaunlicherweise meldeten sich auf einen ersten Aufruf viele, die ihren Lohn teilen wollten, aber niemand, der Geld wollte. Erst nach und nach trafen Gesuche für finanzielle Unterstützung ein, das Ganze kam immer mehr ins Rollen. Trotzdem ist das Projekt aus Sicht der Initiantinnen bloss ein erster kleiner Tropfen auf einen riesigen heissen Stein. "Eigentlich könnte es so einfach sein", so das Fazit von Nora, einer der Begründerinnen von "Lohnteilen". Und auch ich denke: Ja, so einfach könnte es sein. So einfach wie damals in Afrika, bevor die weissen Kolonialherren den Kontinent unter ihre Gewalt brachten: Am

Flüchtlingsdrama an der kroatisch-bosnischen Grenze: Bilder, die man nicht mehr vergessen kann

  Die "Rundschau" des Schweizer Fernsehens SRF strahlte am 6. Oktober 2021 eine erschütternde, in Zusammenarbeit mit der ARD und dem "Spiegel" produzierte Dokumentation über die so genannten "Push-Backs" von Migrantinnen und Migranten an der bosnisch-kroatischen Grenze aus. Bilder, die kaum zu ertragen sind: Flüchtlinge, die von kroatischen Sicherheitskräften in Kleinbussen herangekarrt und dann mit Schlagstöcken über die Grenze zu Bosnien getrieben werden - die Schreie der Geprügelten gehen durch Mark und Bein, die Brutalität der kroatischen Polizisten kennt keine Grenze. "Es gab Fälle", berichtet ein im Film interviewter bosnischer Grenzpolizist, "da haben sie ganze Gruppen dermassen zusammengeschlagen, dass alle von ihnen ins Krankenhaus mussten. Und im Winter habe ich Menschen getroffen, ohne Schuhe, durchfroren, nass, weinende Frauen und Kinder, Familienväter mit gebrochenen Beinen und Armen." Kroatien gehe nicht freiwillig so hart

Extinction Rebellion - Was ist schon "normal" in einer verrückten Welt?

  Rund 100 Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion (XR) blockieren am 5. Oktober 2021 die Rudolf-Brun-Brücke in Zürich. Später besetzen Demonstrierende auch die Kreuzung Urania-/Bahnhofstrasse. Die Polizei stellt den Demonstrierenden ein Ultimatum, dem keine Folge geleistet wird. Schliesslich trägt die Polizei sie einzeln weg. Kurz nach 13.30 Uhr ist die Blockade bei der Rudolf-Brun-Brücke aufgelöst. Aufwendiger gestaltet sich die Räumung an der Kreuzung Urania-/Bahnhofstrasse. Dort müssen Höhenretter von Schutz & Rettung zwei Aktivistinnen von einem Holzgerüst herunterholen, an das sie sich angekettet haben. Um 14.30 Uhr ist die Blockade aufgelöst, Dutzende von Aktivistinnen und Aktivisten in polizeilichen Gewahrsam überführt, der Verkehr kann wieder rollen... Rasch wären genug Argumente zur Hand, um solche Aktionen in Bausch und Bogen zu verurteilen: Den Aktivistinnen und Aktivisten gehe es bloss darum, mediales Aufsehen zu erregen, konkrete Lösungsvorschläge

Kein Wunder, laufen uns die Handwerker, die Krankenpflegerinnen, die Fleischer und die Kellnerinnen scharenweise davon...

  Wie der "Spiegel" am 4. Oktober 2021 berichtet, zeichnet sich in Deutschland in vielen Branchen ein immer grösserer Arbeitskräftemangel ab. So etwa bei den Bäckerinnen und Bäckern. "Auch die Fleischerinnen und Fleischer laufen uns davon", so Thomas Lissner, Chef der Gewerkschaft NGG in der Region Dresden-Chemnitz. In Ortschaften, wo es früher mehrere Restaurants gab, findet sich heute nur noch eines und auch dieses hat nur noch halbtags geöffnet, auch dies eine Folge akuten Personalmangels. In Norddeutschland beklagt die IG Metall, dass Windkraftbauer kaum noch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden. Und der Zentralverband des Deutschen Handwerks sieht gar die deutschen Klimaziele in Gefahr: All die zusätzlichen Bau- und Instandsetzungsvorhaben seien mit dem jetzigen Stamm an Beschäftigten kaum hinzukriegen. Nicht besser sieht es bei den Spediteuren aus, denen die Fernfahrerinnen und Fernfahrer zunehmend ausgehen. Und auch die Kita-Verbände melden akuten Per

Kapitalismus - was ist das eigentlich?

  Wer sich gegenüber dem Kapitalismus kritisch äussert, sieht sich oft mit solchen und ähnlichen Reaktionen konfrontiert: Was hast du denn, kein anderes Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell war im Verlaufe der Geschichte so erfolgreich und kein anderes hat uns so grossen Wohlstand und so viel Freiheit beschert. Oder: Was hast du denn, wir leben doch gar nicht im Kapitalismus, sondern in der "Freien Marktwirtschaft". Oder: Möchtest du lieber den Kommunismus, Zustände wie in der früheren Sowjetunion oder DDR? Oder: Kapitalismus, was ist das eigentlich? Beginnen wir beim letzten Punkt: Was ist Kapitalismus eigentlich? Nehmen wir, um diese Frage zu beantworten, eine zweifellos unverdächtige Quelle, den Duden. Dort finden wir unter dem Stichwort "Kapitalismus" folgende Definition: "Eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, deren treibende Kraft das Gewinnstreben Einzelner ist." Wie aktuell diese Definition ist, wird uns spätestens bewusst, wenn wir einen Blic