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Es werden Posts vom August, 2021 angezeigt.

Modebranche: Zehnmal höhere klimaschädliche Emissionen als der Flugverkehr

  Kleider und Schuhe kosten in den USA, so berichtet der "Tagesanzeiger" am 31. August 2021, inflationsbedingt 50 Prozent weniger als 1990. Grund ist der erbitterte Preiskampf zwischen den verschiedenen Herstellern um die Gunst der Kundschaft. So etwa unterbieten sich Bohoo und Pretty Little Thing, zwei britische Billigketten, gegenseitig mit Preisen von 5 bis 6 Pfund für ein Sommerkleid. Die Folge: Es wird um ein Vielfaches mehr gekauft, als man eigentlich sinnvollerweise bräuchte. Und so landet von den weltweit 100 Milliarden Kleidungsstücken gemäss einer UBS-Studie mehr als die Hälfte innert einem Jahr auf der Müllhalde oder in einer Verbrennungsanlage. In den USA werfen Frauen sogar 60 Prozent ihrer neuen Kleider weg, ohne dass sie diese auch nur ein einziges Mal getragen haben. Das bleibt nicht ohne katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt: Während der Flugverkehr für 2 bis 3 Prozent klimaschädlicher Emissionen verantwortlich ist, muss sich die Modebranche fast zehn Pro

Deutsche Bundestagswahlen: Wo sind die Visionen?

  Erste öffentliche TV-Debatte auf RTL am 29. August 2021 zwischen Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet. Doch wer genau hingehört hat, dem muss aufgefallen sein: Nur auf den ersten Blick ging es dabei um unterschiedliche politische Positionen und Programme zwischen den drei Parteien und den drei Kanzlerkandidaten. Denn im Kern waren sich alle einig: Der Kapitalismus bleibt als herrschende Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung unangetastet, die Frage nach einer "Systemänderung" ein Tabu, an dem nicht gerüttelt wird, nicht einmal von den "Linken", die am "Kanzlergipfel" infolge ihrer tiefen Umfragewerte schon gar nicht einmal vertreten waren. Somit gaukeln die verschiedenen Parteien eigentlich nur eine demokratische Vielfalt vor, während sie tatsächlich nichts anderes sind als die Fraktionen einer grossen kapitalistischen Einheitspartei. Dabei wäre die Frage nach einer Systemänderung, nach einer Überwindung des Kapitalismus drängender, ja geradez

Höchste Zeit für eine neue Kultur der Bescheidenheit und der Sanftheit

  Bescheidenheit, Grosszügigkeit, Nächstenliebe und Sanftheit sind, wie die "Wochenzeitung" vom 26. August 2021 berichtet, die wesentlichen Elemente des Sufismus, einer islamischen Lehre, welche Afghanistan über tausend Jahre lang wesentlich prägte. Nicht ohne Grund bezeichnet man deshalb heute die Literatur, die Musik, die Kalligrafie und die Architektur dieser mystischen Bewegung  als eines der wichtigsten afghanischen Kulturerben. Der Sufismus geht davon aus, dass alle Menschen - unabhängig von Merkmalen wie ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht und Religion - einen göttlichen Funken in sich tragen, der ihnen Würde verleiht. Mit dieser Grundhaltung könnte der Sufismus im heutigen Afghanistan wesentlich dazu beitragen, die tiefgreifenden ethnischen Spaltungen und Machtkämpfe im Land zu überwinden. Doch leider hat der Sufismus im Gefolge jahrzehntelanger kriegerischer Auseinandersetzung immer mehr an Boden verloren und ist von Hass, Intoleranz, Gewalt und Krieg überrollt word

Berichterstattung über die jüngsten Ereignisse in Afghanistan: Nicht einmal die halbe Wahrheit...

  Wenn man die Berichterstattung über die jüngsten Ereignisse in Afghanistan verfolgt, dann fällt auf, dass die historische Rückschau meist erst am 11. September 2001 beginnt: Der US-amerikanische Einsatz gegen Afghanistan als "Rachefeldzug" gegen die Drahtzieher des Terroranschlags auf das World-Trade-Center in New York mit rund 3000 Opfern. Doch das ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Erstens war es niemand anders als die USA, welche zur Zeit der Besetzung Afghanistans durch die Sowjetunion (1979-1989) die gegen die Sowjets kämpfenden Rebellen der Mudschaheddin massiv ideologisch und militärisch unterstützten - genau jene aus der damaligen Sicht der USA "guten" Mudschaheddin, welche sich dann später sozusagen über Nacht, oh Schreck, in die "bösen" Taliban verwandeln sollten. Zweitens ist bis heute nicht eindeutig erwiesen und es gab darüber auch nie eine umfassende, breit abgestützte Untersuchung, wer tatsächlich hinter den Anschlägen auf das World-Trad

Das Geldgefälle und die doppelte Ausbeutung der Dienenden durch die Herrschenden

  Es ist alles eine Frage des Geldgefälles. Wer viel Geld hat, befiehlt. Wer wenig Geld hat, ist dazu verdammt, sich in den Sklavendienst des Reichen zu begeben. Wer genug Geld hat, kann zwanzig Arbeiter anstellen, die ihm ein Haus bauen, Arbeiter, von denen es sich die meisten nie werden leisten können, selber jemals in einem eigenen Haus zu wohnen. Wer genug Geld hat, kann sich ein Wohnmobil leisten, welches von Fabrikarbeiterinnen und Fabrikarbeitern hergestellt wurde, von denen sich die wenigsten jemals ein eigenes Wohnmobil leisten können. Wer genug Geld hat, kann sich im Modegeschäft ein extravagantes Abendkleid kaufen, das sich weder die Näherin des Kleides noch die Verkäuferin, welche die Kundin berät, jemals wird leisten können. Wer genug Geld hat, kann im Luxusrestaurant essen, wo Köche, Köchinnen und Serviceangestellte arbeiten, die sich ein solches Essen selber niemals leisten könnten, und er kann im Luxushotel übernachten, wo Zimmermädchen das Bett herrichten und alles sau

Der Flugpassagier und das Kabinenpersonal, das eines Tages einfach keine Lust mehr hatte, "lustvoll" zu arbeiten...

  M.G. berichtet am 20. August 2021 in "20minuten" von seinem Flug von Dubai nach Zürich. Der Sitz sei dreckig gewesen, am Boden seien Abfälle herumgelegen und: "Das Personal hatte nicht besonders Bock zu arbeiten und auch keine grosse Lust, den Müll zu entsorgen." Aha! Da stellt man immer weniger Personal während immer längerer Arbeitszeiten zu immer kleinerem Lohn an und dann erwarten die Kundinnen und Kunden trotzdem, dass die "mit Lust" ihren Abfall wegräumen. Auch die Gäste im Speiserestaurant erwarten, dass sie "lustvoll" bedient werden, auch wenn die Füsse der Serviceangestellten vom vielen Herumlaufen und Tragen der Tablette noch so brennen. Gewiss erwarten sie auch, dass das Essen "lustvoll" zubereitet wurde - auch wenn das Arbeit in der Küche bei 40 Grad und mit Gesichtsmaske die reine Hölle ist. Auch die Zimmermädchen in den Hotels sollen das Zimmer "lustvoll" herrichten, auch wenn sie unter ständigem Zeitdruck steh

Eine Vision: Die Universitäten als Brennpunkte gesellschaftlicher Auseinandersetzung und Zukunftsgestaltung

  Im Samstagsgespräch des "Tagesanzeigers" vom 14. August 2021 befasst sich die Ökonomin Isabel Martinez mit den wachsenden Unterschieden zwischen Arm und Reich, dem Einfluss der Bildung auf den Wohlstand und der 99-Prozent-Initiative der schweizerischen Juso. "Vermögen und Einkommen in der Schweiz", so Martinez, " sind seit den 90er-Jahren überproportional gewachsen, das oberste 0,01 Prozent der Bevölkerung hat in den 90er-Jahren zwischen 4,5 und 6 Prozent aller Vermögen gehalten, jetzt sind es zwischen 8 und 12 Prozent. Das Kuchenstück der Reichen hat sich also in den letzten zehn Jahren verdoppelt." Auf die Frage, weshalb das so sei, lacht Martinez und meint: "Wenn ich diese Frage so einfach beantworten könnte, könnte ich auf den Nobelpreis spekulieren." Ich staune. Ich bin zwar alles andere als ein Nobelpreisträger und meine ökonomischen Kenntnisse würde ich eher als rudimentär bezeichnen. Dennoch weiss ich, wie bald jedes Kind, dass stets Re

Die Politik allein wird den Klimawandel nicht aufhalten können

  Wenn die Lösung der Klimakrise nur von fähigen oder unfähigen Politikerinnen und Politikern abhängen würde, dann wäre es einfach. Doch nicht nur Politikerinnen und Politiker, sondern auch Konzernchefs und Finanzspekulanten, Arbeiterinnen und Arbeiter, Bürgerinnen und Bürger, ich und du - wir alle sitzen im gleichen goldenen Käfig des Kapitalismus. In diesem Käfig, dessen oberstes Gesetz der Wettbewerb ist: Auf Teufel komm raus schneller, produktiver, gewinnbringender zu sein als die Konkurrenz. Die kapitalistischen Wirtschaftsmächte vom kleinen Unternehmen bis zum multinationalen Konzern sind nicht darauf ausgerichtet, weltweit den Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen. Sie sind darauf ausgerichtet, aus Geld noch mehr Geld zu machen, möglichst billige Rohstoffe in möglichst teure Endprodukte umzuwandeln und endlos neue Bedürfnisse zu schaffen - für all jene, die sich das leisten können, während alle anderen selbst auf das Allernotwendigste verzichten müssen. Und dies alles, damit d

Ein falsch verstandener Freiheitsbegriff und seine katastrophalen Folgen

  Gegnerinnen und Gegner einschneidender Klimaschutzmassnahmen berufen sich gerne auf das "Recht auf Freiheit". Das Recht darauf, so viele nötige oder auch unnötige Dinge zu kaufen, wie es das Haushaltsbudget nun einmal zulässt. Das Recht darauf, ein bärenstarkes Auto zu kaufen und damit so lange und so schnell und so weit zu fahren wie nur möglich. Das Recht darauf, den Urlaub auf Mallorca oder auf den Malediven zu verbringen. Das Recht darauf, täglich ein dickes Stück Fleisch auf dem Teller zu haben. Bei alledem geht leicht vergessen, dass Freiheit nie nur etwas Privates, sondern immer auch etwas Gesellschaftliches ist. Freiheiten, die ich nur deshalb ausüben kann, weil andere gleichzeitig darauf verzichten müssen, sind nicht echte Freiheiten, sondern bloss Privilegien auf Kosten anderer. Und diese anderen, das sind die zukünftigen Generationen. Je mehr unnötige Dinge wir konsumieren, je häufiger wir uns mit Auto oder Flugzeug fortbewegen, je mehr Fleisch wir essen - umso w

Kapitalismus schaffe Reichtum und Wohlstand? Schön wäre es...

  Cheri Renfro berichtet im Podcast "Working People" von ihrer Arbeit bei Frito-Lay im US-Bundesstaat Kansas. Frito-Lay ist einer der grössten US-Hersteller von Kartoffel- und Maischips. Die bereits vor der Coronapandemie äusserst anstrengende Arbeit sei infolge Corona noch viel schlimmer geworden, da die Pandemie einen Boom im Chipsgeschäft ausgelöst hätte. In den Warenhäusern von Frito-Lay herrschen im Sommer Temperaturen von über 37 Grad, die Arbeit sei körperlich anstrengend, dazu komme die Maskenpflicht. Mit einer Maske auf Leitern zu steigen und Kisten zu stapeln, so Renfro, sei bei so hohen Temperaturen kaum in gewohntem Tempo machbar. Selbst ohne Masken sei es bei solchen Temperaturen schon zu Todesfällen gekommen. Und jetzt habe man, weil viele Angestellte krankheitshalber ausgefallen seien, die Schichten sogar noch von 8 auf 12 Stunden verlängert und die Sechstagewoche sei immer mehr zur Regel geworden. Zeitweise seien daraus über Monate sogar sieben Tage geworden.