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Es werden Posts vom Februar, 2021 angezeigt.

Nicht die Armen müssen sich ihrer Armut schämen, sondern die Reichen ihres Reichtums...

  Der heutigen "Sonntagszeitung" vom 28. Februar 2021 liegt das grossformatige Hochglanzmagazin "encore" bei. Auf 41 Seiten wird die ganze Welt der Schönen und Reichen ausgebreitet: die zehn schönsten Golfplätze Europas in paradiesischen Landschaften, eine Anti-Aging-Crème für 115 Franken, ein modulares Sofasystem, aufgebaut in einer marmornen, tempelartigen Wandelhalle, ein Buch über den Luxusdesigner Aldo Cipullo für 200 Franken, ein Fernsehschirm für 80'000 Franken, der sich auf Knopfdruck in ein Wandbild verwandelt, das neueste Modell der Mercedes-S-Klasse, vorgeführt von zwei eleganten Ladys, Luxushotels in Bolivien, perlenförmig aneinandergereiht, gleich einem Mondcamp in eine Lagune hinausgebaut und mit hölzernen Stegen miteinander verbunden, eine nautische Uhr für 35'000 Franken, neueste Trendmode im Pilotenlook mit allem dazugehörenden Accessoire... Versetzen wir uns für einen Moment in eine alleinerziehende Verkäuferin, die mit ihrem kargen Lohn Mo

Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen: Die fragwürdige Unterscheidung zwischen"erklärbaren" und "unerklärbaren" Gründen

  Frauen verdienen durchschnittlich immer noch rund 20 Prozent weniger als Männer. Gewerkschaften und Frauenorganisationen fordern seit Langem gleichen Lohn für gleiche Arbeit - bis anhin offensichtlich ohne Erfolg. Dabei wird in der Argumentation selbst von jenen Kreisen, die gleichen Lohn für gleiche Arbeit fordern, stets zwischen "erklärbaren" und "unerklärbaren" Lohndifferenzen unterschieden. "Erklärbare" Gründe seien zum Beispiel die berufliche Stellung, die Ausbildung und die Branche. Diese "erklärbaren" Grunde würden 54,5 Prozent sämtlicher vorhandener Lohndifferenzen sozusagen rechtfertigen, womit dann die eigentliche Diskriminierung "nur" noch bei rund zehn Prozent liege.  Diese Unterscheidung zwischen "erklärbaren" und "unerklärbaren" Gründen erscheint mir äusserst fragwürdig und beschönigend. Denn für ein objektives Bild müsste man nicht nur Männer- und Frauenlöhne innerhalb der gleichen Branche miteinande

Postangestellte im Dauerstress: Als wären es Hochleistungssportler

  23,3 Prozent mehr Pakete, so meldet der "Tages-Anzeiger" am 22. Februar 2021, hat die Post 2020 im Vergleich zum Vorjahr ausgeteilt. Und da sind die Pakete, welche von privaten Zustellern wie UPS, DPD und DHL transportiert werden, noch nicht einmal mitgezählt. Doch nicht nur die Zahl der Pakete hat zugenommen, sondern auch die Grösse und das Gewicht. Zunehmend werden Elektrogeräte und Möbelstücke bestellt, ganze Batterien von Weinflaschen, Sportgeräte wie Hanteln und vieles mehr. Das bleibt nicht ohne körperliche Auswirkungen auf die Paketzusteller: Immer mehr von ihnen leiden insbesondere unter Rücken- und Kreuzschmerzen. "Ich habe mich kürzlich an einem Hantelpaket verhoben und hätte wohl eigentlich eine Pause einlegen sollen", berichtet einer von ihnen, "doch ich war dermassen unter Zeitdruck, dass das einfach nicht drin lag." Ein anderer berichtet, er schleppe regelmässig Pakete, die über der Suva-Grenze von 25 Kilogramm lägen, so hätte er zum Beispi

Mosaiksteine einer neuen Welt

  Drei Mosaiksteine einer neuen Welt habe ich in der heutigen "NZZ am Sonntag" vom 21. Februar 2021 entdeckt. Der erste Mosaikstein ist eine Änderung der Bau- und Zonenordnung der Stadt Hamburg, welche zukünftig den Bau von neuen Eigenheimen verhindern soll, dies vorab aus ökologischen und aus Platzgründen. Mindestens so interessant wie diese vor wenigen Jahren noch undenkbare Bauzonenänderung ist der von der "NZZ am Sonntag" gesetzte Titel dieses Artikels: Dieser Titel lautet nicht etwa "Weltfremde Utopisten" oder "Grüne Fundis setzen Hauseigentümern das Messer an den Hals", sondern, man staune: "Das Einfamilienhaus - heiss geliebtes Auslaufmodell." Der zweite Mosaikstein ist das soeben erschienene Buch "Wie wir die Klimakatastrophe verhindern" von Bill Gates. In diesem Buch vergleicht Bill Gates den Klimawandel mit einer Badewanne, die sich langsam, aber stetig durch einen lediglich tropfenden Hahn füllt, irgendwann überschw

Schweizerische Ausländer- und Flüchtlingspolitik: Nein, die Erde ist keine Kugel, sie ist eine Pyramide...

  Gemäss Artikel 30 des schweizerischen Ausländergesetzes kann ein Kanton einer ausländischen Person die Aufenthaltsbewilligung erteilen, wenn es um "erhebliche fiskalische Interessen" geht - sprich, wenn die betreffende Person so reich ist, dass ihr Aufenthalt in der Schweiz mit genug erheblichen Steuereinnahmen verbunden ist. Das lassen sich gutbetuchte Ausländerinnen und Ausländer nicht zwei Mal sagen: Total 34 chinesische Staatsangehörige, so berichtet der "Tages-Anzeiger" am 16. Februar 2021, kamen in den vergangenen vier Jahren in die Schweiz. Insgesamt leben zurzeit 352 Ausländerinnen und Ausländer mit einer solchen Sondererlaubnis in der Schweiz. Sie stammen aus China, Russland, Saudi-Arabien, den USA und Brasilien. Um wen es sich dabei handelt, bleibt geheim. Angaben zu den Personen, die von diesem Sonderstatus profitieren, werden von den zuständigen Behörden mit dem Hinweis auf das Steuergeheimnis und den Datenschutz zurückgehalten. Unwillkürlich wandern m

Erst wenn der Kapitalismus verschwunden ist, wird auch die Kinderarbeit verschwinden

  Fast alle Staaten der Welt, so das "Tagblatt vom 13. Februar 2021, hätten sich mit der Agenda 2030 der UNO auf das Ziel geeinigt, jegliche Form der Kinderarbeit bis 2015 abzuschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse allerdings noch viel geschehen: Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation IAO seien weltweit immer noch 218 Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren von Kinderarbeit betroffen. - Erstaunlich ist, dass zwar zahlreiche internationale Organisationen, Politiker und Politikerinnen und sogar die Mehrheit der multinationalen Konzerne übereinstimmend die Abschaffung der Kinderarbeit fordern, dass aber niemand ernsthaft die Frage stellt, welches denn die eigentlichen Ursachen der Kinderarbeit sind. Dabei liegen diese doch auf der Hand: Kinder müssen überall dort arbeiten, wo ihre Eltern nicht genug Geld verdienen, um eine Familie ernähren zu können. Kein Vater und keine Mutter lässt ihr Kind arbeiten mit dem Ziel, ihm Schaden zuzufügen. Sie tun es nur de

IV und Sozialhilfe: Und wo bleibt die soziale Gerechtigkeit?

  "IV drängt Wenigverdiener in die Sozialhilfe ab" - so titelt der heutige "Tages-Anzeiger" vom 8. Februar 2021: "Anspruch auf eine Rente der IV hat nur, wer wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen mit einem mindestens 40 Prozent tieferen Einkommen leben muss. Dies macht sich die IV zunutze, wie Recherchen zeigen. Sie rechnet bei ihren Rentenentscheiden mit Löhnen für Hilfsarbeiten, die auf dem Arbeitsmarkt gar nicht bezahlt werden. Das ist vor allem für Menschen ein Problem, die schon vor der Invalidität wenig verdient haben. Viele haben keine Chance auf eine Rente und landen bei der Sozialhilfe." Eigentlich ist es absurd: Eigentlich müssten Menschen, die in ihrer beruflichen Tätigkeit über Jahre ihr Bestes gaben und dabei auch ihre Gesundheit aufs Spiel setzten, im Falle einer Erkrankung oder eines Unfalls ganz besonders rücksichtsvoll behandelt werden und sogar so etwas wie ein Schmerzensgeld bekommen. In der Realität aber ist genau das Gegenteil der

Wenn man den Reichtum bekämpft, dann verschwindet die Armut ganz von selber

  Schweizer Fernsehen SRF1, 4. Februar 2021, Dokumentarfilm "Die Schere - Der Graben zwischen Arm und Reich". Eindrücklich werden eine alleinerziehende Mutter, eine Mittelstandsfamilie und ein Unternehmer, der zu den 300 reichsten Schweizern gehört, porträtiert. Das Fazit: Die Schere zwischen Arm und Reich war schon vor der Coronakrise gross und hat sich im Verlaufe der Pandemie noch weiter vergrössert. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die 300 reichsten Schweizerinnen und Schweizer im Verlaufe des Jahres 2020 noch einmal um 7 Milliarden Franken reicher geworden sind und nun insgesamt 709 Milliarden Franken besitzen, eine Summe, die genügen würde, den Gotthardbasistunnel nicht weniger als 58 Mal zu bauen! "Wer keine Aktien und keine Immobilien hat, der schaut in die Röhre", sagt der Unternehmer. Tatsächlich: Die Reichsten der Reichen sind vor allem deshalb so reich, weil sie viel geerbt haben oder sich mittels Aktien oder dem Besitz von Immobilien bereichern

Im Jahre 2040: das gute Leben für alle

  Im Jahre 2040 ist das gute Leben für alle Menschen weltweit Wirklichkeit geworden. Der extreme Reichtum von früher ist ebenso von der Bildfläche verschwunden wie die extreme Armut. Es herrscht ein Einheitslohn für jegliche berufliche Tätigkeit über alle Grenzen hinweg. Geld ist nur noch reines Tauschmittel. Geld als Machtmittel, Banken, Börsen, Ausbeutung von Mensch und Natur zugunsten materieller Profite - all das gehört der Vergangenheit an. An Ressourcen, Rohstoffen und Lebensmitteln wird nur so viel verbraucht, als auf natürliche Weise wieder nachwächst. Der ökologische Fussabdruck des Menschen liegt bei 1,0. Die Wirtschaft ist von unten nach oben aufgebaut, nicht umgekehrt. Und sie ist nicht mehr auf Wachstum und materiellen Profit ausgerichtet, sondern auf die Bedürfnisse der Menschen: Zunächst werden so viele Nahrungsmittel hergestellt, dass weltweit alle Menschen genug zu essen haben. Dann werden so viele Kleider hergestellt, dass alle Menschen weltweit genug davon bekommen.

Denen eine Stimme geben, die sonst nie im Rampenlicht stehen

  Schweizer Fernsehen SRF1, 2. Februar 2021. Im "Club" diskutieren eine Historikerin, eine ehemalige Bundesrätin, eine Nationalrätin, eine Unternehmerin und eine Hochschuldozentin zum Thema 50 Jahre Frauenstimmrecht. Es ist nicht der erste und wird wohl auch nicht der "letzte" Club sein, in dem ausschliesslich Expertinnen, Fachpersonen, Menschen mit einem hohen Bildungsabschluss oder bekannte Persönlichkeiten zu Wort kommen. Dabei wäre doch gerade das Thema Frauenstimmrecht Anlass genug dazu gewesen, für einmal jenen Frauen eine Stimme zu geben, die sonst nie im Rampenlicht stehen und die den überwiegenden Teil jener Arbeit leisten, die typischerweise von Frauen verrichtet wird: Verkäuferinnen, Krankenpflegerinnen, Floristinnen, Kellnerinnen, Putzfrauen, Hausfrauen, Prostituierte, Näherinnen, Haushalthilfen, Kitaangestellte, Coiffeusen, Kosmetikerinnen, Bäckerinnen. Anstrengende, überaus anspruchsvolle und oft gefährliche Tätigkeiten, die dennoch meist schlecht beza

Berufliche Auszeiten als gesellschaftliches Grundrecht für alle

  76 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer, so der "Tages-Anzeiger" vom 2. Februar 2021, können in ihrem Job ihre Talente und Neigungen nicht genügend ausleben und wünschen sich eine mehrmonatige Auszeit - dies das Ergebnis einer von Martin J. Eppler, Professor für Kommunikationsmanagement an der HSG, durchgeführten Studie. Eppler schlägt vor, vermehrt wieder auf die eigene "innere Stimme" zu hören, um möglichst viel von dem, was man sich schon als Kind erträumte, in die tägliche berufliche Arbeit einfliessen zu lassen. Als besonders positives Beispiel erwähnt Eppler einen Mitarbeiter von Goldman Sachs, der sich entschlossen hatte, ein Jahr in einem Kloster zu leben. Goldman Sachs hätte ihm den vollen Lohn als Beitrag an seine persönliche Weiterentwicklung gezahlt. Im Kloster hätte der Mann seine Freude am Lernen wiederentdeckt und anschliessend noch einen Master in Kinderpsychologie und Politologie erworben. Nun, worüber Eppler hier berichtet, ist wohl das, was