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Zukunftstaugliche Verkehrsplanung: Das Ende des privaten Automobils

 

In nicht allzu weit entfernter Zukunft werden wir uns wohl die Augen reiben und nicht mehr begreifen können, dass so etwas je einmal möglich war: Da steht das mit einem Riesenaufwand an Material, Technik und Geld hergestellte und gekaufte private Motorfahrzeug zwölf oder vierzehn Stunden lang vor der Haustür und wartet darauf, dass ein siebzig oder achtzig Kilo leichtes Menschenwesen darin Platz nimmt, um sodann eine halbe oder nicht selten sogar eine ganze Tonne Stahl und Blech in Bewegung zu setzen, um dieses Menschenwesen in einer vielleicht halbstündigen Fahrt von A nach B zu bringen, auf endlosen Betonpisten im Gerangel mit Abertausenden Artgenossen, um sodann wieder vier oder acht Stunden stillzustehen und dabei erneut wieder eine Fläche zu beanspruchen, die man ebenso gut für eine Wiese, einen Kinderspielplatz oder einen Gemüsegarten hätte brauchen können. Zukünftige Generationen werden sich an das private Automobil in ähnlicher Weise erinnern wie wir heutigen Menschen an die Dinosaurier: zu gross, zu fett, zu unbeweglich, zu gefrässig, nicht zukunftstauglich. Doch noch, aber das ist vielleicht bloss so etwas wie ein letztes Aufbäumen, ist immer noch etwas Heiliges um dieses private Glück auf vier Rädern, das nicht selten aufmerksamer und liebevoller gepflegt und gehätschelt wird als die eigenen Kinder. Noch geht ein Aufschrei durchs Land, wenn einer kommt und den Verzicht auf das eigene Privatauto fordert. Dabei wäre es doch so einfach und würde allen, sowohl denen, die heute noch ein Auto besitzen, wie auch denen, die bereits heute auf eines verzichten, unschätzbar viel mehr Vorteile als Nachteile bringen. Man stelle sich vor: Ein Land, in dem sich die Menschen ausschliesslich mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen, in einem Netz, das so stark ausgebaut, fein verästelt und mit einem Taxidienst ergänzt würde, dass man nahezu jederzeit von jedem beliebigen zu jedem anderen beliebigen Ort gelangen könnte. Ein Land, in dem alle nur erdenklichen Anstrengungen unternommen würden, um Wohn- und Arbeitsorte so nahe zusammenzubringen, dass sich die Pendlerströme in Zügen und Bussen auf ein erträgliches Mass reduzieren würden. Ein Land, in dem nur noch Handwerker, Ambulanzen, die Feuerwehr und die Polizei mit Autos unterwegs wären und selbst die grossen Überlandlastwagen immer seltener anzutreffen wären, da die Güter in immer grösserer Zahl mit der Eisenbahn transportiert würden. Ein Land, in dem Abertausende von Quadratkilometern, die heute von Strassen, Brücken und Parkplätzen beansprucht werden, wieder frei wären für Fussgänger und Velofahrerinnen, für spielende Kinder und Vergnügungspärke, für Grünflächen, Bäume und Gemüsegärten. Nicht eine verlockende Vorstellung? Alle würden etwas gewinnen, niemand würde etwas verlieren. Und wäre die Schweiz nicht das ideale Land, um ein solches Experiment zu verwirklichen? Fast schon einmal hätte es geklappt, nämlich im Kanton Graubünden, wo der Regierungsrat im Jahre 1900 ein Verbot aller Automobile auf den Strassen des Kantons erliess, welches erst 1925 durch eine Volksabstimmung wieder rückgängig gemacht wurde. Heute, fast hundert Jahre später und fast hundert Jahre gescheiter, könnten wir doch an diesem Punkt noch einmal neu anfangen. Kaum auszudenken, was dies auch weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bewirken würde...


Kommentare

  1. Die Menschen wählen lieber das bekannte Unglück als das unbekannte Glück.

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